EPISTULA LEONINA XX

N.B.! EPISTULAS LEONINAS ACCIPIS G R A T I S ET S I N E ULLA OBLIGATIONE. NAM LEO LATINUS PUTAT HOMINIBUS LATINAM LINGUAM DISCENTIBUS AUT DOCENTIBUS CORDI ESSE VERBA LATINA. SI TAMEN TALES EPISTULAS ACCIPERE NON VIS, RESCRIBE HOC NOBIS: TUM STATIM NOMEN TUUM EX INDICE ACCEPTORUM TOLLEMUS.

 

ARGUMENTA

ARTHURUS TOGATUS: VERBA SCHOPENHAUERI LATINE REDDITA MYTHI GRAECORUM (VIII): PENTHEUS DE CARMINE AETNA (VIII) FABELLAE GRIMMIANAE LATINE REDDITAE

LEO LATINUS OMNIBUS HOMINIBUS LATINAM LINGUAM AMANTIBUS

SAL.PL.DIC. S.V.B.E.E.V.

 

Cara Lectrix, Care Lector,

 

Tibi offero hanc Epistulam Leoninam vicesimam, cuius lectionem bene spero Tibi fore quam commodissimam atque iucundissimam.

 

Primo legas quaeso ARTHURUM TOGATUM, i.e. verba Arthuri Schopenhaueri in sermonem Latinum conversa; idem enim philosophus ipse in textu infra allato dilucidê declarat se maximam vim attribuere verbis recentioribus Latinê reddendis. En sapientissimum!

 

Deinde, cara lectrix, care lector, legas, quaeso, MYTHUM PENTHEI a Gustavo Schwab enarratum.

 

Tum accipe recensionem meam AETNAE CARMINIS novissimam.

 

Denique Tibi commendo duos discos compactos, quibus insunt FABELLAE GRIMMIANAE in Latinum conversae.

 

Hac septimanâ haud minus quam praeteritis Tibi exopto, ut pancraticê valeas mihique favere pergas.

Medullitus Te salutat

Nicolaus Groß

LEO LATINUS

http://www.leolatinus.com/

d.09. m.Febr. a.2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ARTHUR SCHOPENHAUER (1788-1860)

 

 

 

 

 

MUNDUM ESSE GEHENNAM

Arthur Schopenhauer: Sämtliche Werke. Nach der ersten, von Julius Frauenstädt besorgten Gesamtausgabe, neu bearbeitet und herausgegeben von Arthur Hübscher. 2.Auflage. Band II : Die Welt als Wille und Vorstellung, 1.Band. Wiesbaden (Eberhard Brockhaus Verlag) 1949, 4.Buch – Der Welt als Wille und Vorstellung zweite Betrachtung: Bei erreichter Selbsterkenntnis Bejahung und Verneinung des Willens zum Leben. §59, p.383, lin.14-35.

 

VERBA ARTHURI SCHOPENHAUER

VERSIO LATINA (N.GROSS)

Wenn man nun endlich noch Jedem die entsetzlichen Schmerzen und Qualen, denen sein Leben beständig offen steht, vor die Augen bringen wollte; so würde ihn Grausen ergreifen: und wenn man den verstocktesten Optimisten durch die Krankenhospitäler, Lazarethe und chirurgischen Marterkammern, durch die Gefängnisse, Folterkammern und Sklavenställe, über Schlachtfelder und Gerichtsstätten führen, dann alle die finstern Behausungen des Elends, wo es sich vor den Blicken kalter Neugier verkriecht, ihm öffnen und zum Schluß ihn in den Hungerthurm des Ugolino blicken lassen wollte; so würde sicherlich auch er zuletzt einsehn, welcher Art dieser meilleur des mondes possibles ist. Woher denn anders hat Dante den Stoff zu seiner Hölle genommen, als aus dieser unserer wirklichen Welt? Und doch ist es eine recht ordentliche Hölle geworden. Hingegen als er an die Aufgabe kam, den Himmel und seine Freuden zu schildern, da hatte er eine unüberwindliche Schwierigkeit vor sich; weil eben unsere Welt gar keine Materialien zu so etwas darbietet. Daher blieb ihm nichts übrig, als, statt der Freuden des Paradieses, die Belehrung, die ihm dort von seinem Ahnherrn, seiner Beatrix und verschiedenen Heiligen ertheilt worden, uns wiederzugeben. Hieraus aber erhellt genugsam, welcher Art diese Welt ist.

 

 

Denique si cuivis ad oculos demonstrares atroces dolores et tormenta, quibus eius vita continuo pateat, îdem horrore perfunderetur: et si optimistam vel pertinacissimum duceres per nosocomia, valetudinaria, lanienas chirurgicas, per phylacas, carnificinas, stabula servorum, super campos proeliorum et loca suppliciorum, deinde eidem aperires omnia illa habitacula obscura, quo miseria repit frigidum conspectum curiosorum fugiens, et denique eum sineres inspicere Ugolini turrim esurialem, certê is quoque in fine intellegeret, cuius generis sit istic meilleur des mondes possibles (‚optimus mundorum possibilium’). Unde Dante(us) sumpsit materiam gehennae suae nisi ex hôc vero mundo nostro? Tamen illîus gehenna satis apta est. E contrario Danteo, cum expositurus esset caelum eiusque gaudia, difficultas exorta est inexsuperabilis; nam scilicet mundum nostrum nullas materias praebere ad talia aptas. Itaque nihil ei restitit quominus pro gaudiis paradisi redderet doctrinam, quam acceperat a progenitore suo, a Beatrice suâ absque nonnullis sanctis. Inde autem satis elucet, cuius generis istic mundus sit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 


HYSTRIX

Lat. hystrix, hýstrĭcis f. PLIN.nat.8,125. CALP.ecl.6,13. CLAUD.eidyll.2,1sqq. (ubi est masc. gen.).

Gr. ὕστριξ , ὕστριχος m./f. (sed apud OPPIANUM Cynegetica 3.391 ὑστρίγγων, ab ὕστριγξ ) HERODOTUS 4,192; ARISTOTELES, Historia Animalium 490b29; 579a29; 600a28; AELIANUS Natura Animalium 1,31.

Italicê. porcospino - Hispanicê. puerco espín –– Francogallicê. porc-épic –– Neograecê. σκαντσόχοιρος, ἀκανθόχοιρος – Anglicê. porcupine. Theodiscê. Stachelschwein.

 

 

Schopenhauer, Sämtliche Werke, op.mem., t.VI, Parerga und Paralipomena, 2.Band. a.1947, §396, p.690sq.

 

VERBA ARTHURI SCHOPENHAUER

VERSIO LATINA (N.GROSS)

Die Stachelschweine

Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich an einem kalten Wintertage recht nah zusammen, um sich durch die gegenseitige Wärme vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln, welches sie dann wieder von einander entfernte. Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Übel, so daß sie zwischen beiden Leiden hin und her geworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten.

So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab. Die mittlere Entfernung, die sie endlich herausfinden, und bei welcher ein Beisammensein bestehen kann, ist die Höflichkeit und feine Sitte. Dem, der sich nicht in dieser Entfernung hält, ruft man in England zu: keep your distance! - Vermöge derselben wird zwar das Bedürfnis gegenseitiger Erwärmung nur unvollkommen befriedigt, dafür aber der Stich der Stacheln nicht empfunden.

Wer jedoch viel eigene, innere Wärme hat, bleibt lieber aus der Gesellschaft weg, um keine Beschwerde zu geben, noch zu empfangen.

 

De hystricibus

Frigido die hiemali nonnullae hystrices congregatae una ad alteram se constipavêrunt, ut mutuo se calefacientes cavêrent, ne frigore morerentur. At mox aculeorum ictum mutuum sensêrunt, quo factum est, ut una ab alterâ se removêrent. Cum caloris cupiditate iterum in unum condensavêrunt, alterum malum repetîtum est, ut ab uno ad alterum dolorem iterum iterumque iactarentur, dum invenirent distantiam modicam, quâ servatâ se habêrent maximê tolerabiliter.

 

 

 

Simili modo homines inanitate atque monotoniâ animorum coacti congregantur; at iidem, cum sint multis mendis taediosis vitiisque intolerabilibus, unus ab altero repelluntur. Distantia autem media tandem ab iis inventa, quâ servatâ homines congregari possunt, est urbanitas et elegantia. Ei autem, qui hanc distantiam non servet, in Angliâ acclamari solent verba ‚Keep your distance!’ Eiusdem distantiae effectu desiderium calefactionis mutuae non totum quidem expletur, sed etiam non sentîtur ictus aculeorum.

 

 

At praestat eum, qui sit multo calore animae proprio, abesse a societate hominum, ne molestiam faciat neve accipiat.

 

 

 

 

HOMINI NON ESSE VOLUNTATEM LIBERAM

Arthur Schopenhauer, Preisschrift über die Freiheit des Willens, in: Kleiner Schriften II, Zürich 1977, p.81.

VERBA ARTHURI SCHOPENHAUER

VERSIO LATINA (N.GROSS)

Um die Entstehung dieses für unser Thema so wichtigen Irrtums speziell und aufs Deutlichste zu erläutern... wollen wir uns einen Menschen denken, der, etwa auf der Gasse stehend, zu sich sagte: ‚Es ist 6 Uhr abends, die Tagesarbeit ist beendigt. Ich kann jetzt einen Spaziergang machen; oder ich kann in den Klub gehen; ich kann auch auf den Turm steigen, die Sonne untergehen zu sehen; ich kann auch ins Theater gehen; ich kann auch diesen, oder aber jenen Freund besuchen; ja ich kann auch zum Tor hinauslaufen, in die weite Welt, und nie wiederkommen. Das alles steht allein bei mir, ich habe völlige Freiheit dazu; tue jedoch davon jetzt nichts, sondern gehe ebenso freiwillig nach Hause, zu meiner Frau.’ Das ist gerade so, als wenn das Wasser spräche: ‚Ich kann hohe Wellen schlagen (ja! nämlich im Meer und Sturm), ich kann reißend hinabeilen (ja! nämlich im Bette des Stroms), ich kann schäumend und sprudelnd hinunterstürzen (ja! nämlich im Wasserfall), ich kann frei als Strahl in die Luft steigen (ja! nämlich im Springbrunnen), ich kann endlich gar verkochen und verschwinden (ja! bei 80° Wärme); tue jedoch von dem allen jetzt nichts, sondern bleibe freiwillig, ruhig und klar im spiegelnden Teiche...

Ich kann tun, was ich will: ich kann, wenn ich will, alles was ich habe den Armen geben und dadurch selbst einer werden – wenn ich will! -, aber ich vermag nicht, es zu wollen; weil die entgegenstehenden Motive viel zuviel Gewalt über mich haben, als daß ich es könnte. Hingegen, wenn ich einen anderen Charakter hätte, und zwar in dem Maße, daß ich ein Heiliger wäre, dann würde ich es wollen können; dann aber würde ich auch nicht umhinkönnen, es zu wollen, würde es also tun müssen. Dies alles besteht vollkommen wohl mit dem ‚ich kann tun was ich will’ des Selbstbewußtseins, worin noch heutzutage einige gedankenlose Philosophaster die Freiheit des Willens zu sehen vermeinen, und sie demnach als eine gegebene Tatsache des Bewußtseins geltend machen.

 

Ut specialiter et quam dilucidissimê explicêmus, quomodo exortus sit hic error, qui tantum valet ad rem a nobis tractandam ... animo fingâmus hominem, qui, fortasse in angiportu stans, intra se cogitet: ‚Sexta hora est vespertina, opus diurnum est finitum. Possum nunc ambulare; aut possum ire in domum coetûs mei; possum quoque turrim ascendere, ut aspiciam solem occidentem; possum quoque ire in theatrum; possum quoque visitare hunc aut illum amicum; immo, etiam possum per portam excurrere, quoquo terrarum, neque umquam reverti. Haec omnia stant per me sôlum, horum mihi est potestas prorsus lîbera; tamen horum nullum nunc faciam, sed voluntate haud minus liberâ domum ibo, ad uxorem meam.’ Ipsâ eâdem ratione aqua diceret: ‚Possum agere undas altas (potes! in mari scîlicet inque tempestate), possum decurrere rapidissimê (potes! in alveo fluminis), possum spumans et scaturiens me praecipitare (potes! scîlicet in cataractâ), possum in radium lîberum formâta in aëra ascendere (potes! scîlicet in silâno), possum denique ebullire et evâdere (potes! calore 80 graduum); tamen nihil faciam horum omnium, sed voluntariê placida et clara remanebo in stagno splendente...

Possum facere quae volo: possum, si volo, omnia quae habeo dare pauperibus eoque ipse fieri pauper – si volo!-, at non valeo hoc velle; quia causae contrariae multo magis valent ad me, quam ut possim. At si aliâ essem indole, tali, ut essem vir sanctus, hoc velle possem; at si ita esset, non possem, quin vellem, ergo idem mihi faciendum esset. Haec omnia perfectê congruunt cum illis verbis conscientiae propriae, quae sunt ‚possum facere quae volo’, quae adhuc nonnullis nostrae aetatis philosophastris socordi-bus videntur indicio esse voluntatis lîberae, quam ideo contendant esse conscientiae reverâ innatam.

 

 

DE LINGUA ET VERBIS

Arthur Schopenhauer: Ueber Sprache und Worte. in: Sämtliche Werke, op.mem., t.VI, Parerga und Paralipomena, 2.Band., a.1947, §299, p.601-607.

 

VERBA ARTHURI SCHOPENHAUER

VERSIO LATINA (N.GROSS)

Die Erlernung mehrerer Sprachen ist nicht allein ein mittelbares, sondern auch ein unmittelbares, tief eingreifendes, geistiges Bildungsmittel. Daher ist der Ausspruch Karls V.: „so viele Sprachen Einer kann, so viele Male ist er ein Mensch." (Quot linguas quis callet, tot homines valet.) – Die Sache selbst beruht auf Folgendem.

Nicht für jedes Wort einer Sprache findet sich in jeder andern das genaue Aequivalent. Also sind nicht sämmtliche Begriffe, welche durch die Worte der einen Sprache bezeichnet werden, genau die selben, welche die der andern ausdrücken; wenn gleich Dieses meistens, bisweilen sogar auffallend genau, wie z.B. bei σύλληψις und conceptio, Schneider und tailleur, der Fall ist; sondern oft sind es blos δhnliche und verwandte, jedoch durch irgend eine Modifikation verschiedene Begriffe. Deutlich zu machen was ich meyne mögen einstweilen folgende Beispiele dienen:

ἀπαίδευτος, rudis, roh.

ὁρμή, impetus, Andrang.

μηχανή, Mittel, medium.

seccatore, Quälgeist, importuner.

ingénieux, sinnreich, clever.

Geist, esprit, wit.

Witzig, facetus, plaisant.

Malice, Bosheit, wickedness.

zu welchen sich unzählige andere und gewiß noch treffendere werden fügen lassen. Bei der in der Logik üblichen Versinnlichung der Begriffe durch Kreise, könnte man diese Paenidentität durch sich ungefähr deckende, jedoch nicht ganz concentrische Kreise ausdrücken, wie:

(Figur: nicht ganz concentrische Kreise)

 

 

 

Bisweilen fehlt in einer Sprache das Wort für einen Begriff, während es sich in den meisten, wohl gar in allen andern findet: ein höchst skandalöses Beispiel hievon liefert im Französischen der Mangel des Verbi „stehn". Für einige Begriffe wiederum findet sich bloß in einer Sprache ein Wort, welches alsdann in die anderen übergeht: so das lateinische „Affekt", das französische „naiv", das englische comfortable, disappointment, gentleman und viele andere. Bisweilen auch drückt eine fremde Sprache einen Begriff mit einer Nüance aus, welche unsere eigene ihm nicht giebt und mit der wir ihn jetzt gerade denken: dann wird Jeder, dem es um einen genauen Ausdruck seiner Gedanken zu thun ist, das Fremdwort gebrauchen, ohne sich an das Gebelle pedantischer Puristen zu kehren. In allen Fällen, wo in einer Sprache nicht genau der selbe Begriff durch ein bestimmtes Wort bezeichnet wird, wie in der andern, giebt das Lexikon dieses durch mehrere einander verwandte Ausdrücke wieder, welche alle die Bedeutung desselben, jedoch nicht concentrisch, sondern in verschiedenen Richtungen daneben, wie in der obigen Figur, treffen, wodurch die Gränzen abgesteckt werden, zwischen denen er liegt: so wird man z.B. das lateinische honestum durch wohlanständig, ehrenwerth, ehrenvoll, ansehnlich, tugendhaft u.s.w. umschreiben, auch das griechische σώφρων auf analoge WeiseΉ (¹Das griechische σωφρωσύνη hat in keiner Sprache ein adδquates Aequivalent.) Hierauf beruht das nothwendig Mangelhafte aller Uebersetzungen. Fast nie kann man irgend eine charakteristische, prägnante, bedeutsame Periode aus einer Sprache in die andere so übertragen, daß sie genau und vollkommen die selbe Wirkung thäte. – Sogar in bloßer Prosa wird die allerbeste Unterhaltung sich zum Original höchstens so verhalten, wie zu einem gegebenen Musikstück dessen Transposition in eine andere Tonart. Musikverständige wissen, was es damit auf sich hat. – Dahinter bleibt jede Uebersetzung todt und ihr Stil gezwungen, steif, unnatürlich: oder aber sie wird frei, d.h. begnügt sich mit einem à peu près, ist also falsch. Eine Bibliothek von Uebersetzungen gleicht einer Gemäldegallerie von Kopien. Und nun gar die Uebersetzungen der Schriftsteller des Althertums sind für dieselben ein Surrogat, wie der Cichorienkaffee es für den wirklichen ist. – Gedichte kann man nicht übersetzen, sondern bloß umdichten, welches allezeit mißlich ist. –

Demgemäß liegt, bei Erlernung einer Sprache, die Schwierigkeit vorzüglich darin, jeden Begriff, für den sie ein Wort hat, auch dann kennen zu lernen, wann die eigene Sprache kein diesem genau entsprechendes Wort besitzt; welches oft der Fall ist. Daher also muß man, bei Erlernung einer fremden Sprache, mehrere ganz neue Sphären von Begriffen in seinem Geiste abstecken: mithin entstehn Begriffssphären wo noch keine waren. Man erlernt also nicht bloß Worte, sondern erwirbt Begriffe. Dies ist vorzüglich bei Erlernung der alten Sprachen der Fall; weil die Ausdrucksweise der Alten von der unsrigen viel verschiedener ist, als die der modernen Sprachen von einander; welches sich daran zeigt, daß man, beim Uebersetzen ins Lateinische, zu ganz anderen Wendungen, als die das Original hat, greifen muß. Ja, man muß meistens den lateinisch wiederzuge benden Gedanken ganz umschmelzen und umgießen; wobei er in seine letzten Bestandtheile zerlegt und wieder rekomponirt wird. Gerade hierauf beruht die große Förderung, die der Geist von der Erlernung der alten Sprachen erhält. – Erst nachdem man alle Begriffe, welche die zu erlernende Sprache durch einzelne Worte bezeichnet, richtig gefaßt hat und bei jedem Worte derselben genau den ihm entsprechenden Begriff unmittelbar denkt, nicht aber erst das Wort in eines der Muttersprache übersetzt und dann den durch dieses bezeichneten Begriff denkt, als welcher nicht immer dem ersteren genau entspricht, und ebenso hinsichtlich ganzer Phrasen; - erst dann hat man den Geist der zu erlernenden Sprache gefaßt und damit einen großen Schritt zur Kenntniß der sie sprechenden Nation gethan: denn wie der Stil zum Geiste des Individuums, so verhält sich die Sprache zu dem der Nation² (²Mehrere neuere Sprachen wirklich inne haben und in ihnen mit Leichtigkeit lesen ist ein Mittel, sich von der Nationalbeschränktheit zu befreien, die sonst Jedem anklebt.). Vollkommen inne aber hat man eine Sprache erst, wenn man fähig ist, nicht etwan Bücher, sondern sich selbst in sie zu übersetzen; so daß man, ohne einen Verlust in seiner Individualität zu erleiden, sich unmittelbar in ihr mitzutheilen vermag, also Ausländern jetzt eben so genießbar ist, wie Landsleuten.

 

Menschen von geringen Fähigkeiten werden auch nicht leicht eine fremde Sprache sich eigentlich aneignen: sie erlernen wohl die Worte derselben, gebrauchen sie jedoch stets nur in der Bedeutung des ungefähren Aequivalents derselben in ihrer Muttersprache und behalten auch immer die dieser eigenthümlichen Wendungen und Phrasen bei. Sie vermögen eben nicht den Geist der fremden Sprache sich anzueignen, welches eigentlich daran liegt, daß ihr Denken selbst nicht aus eigenen Mitteln vor sich geht, sondern, zum größten Theil, von ihrer Muttersprache erborgt ist, deren gangbare Phrasen und Wendungen ihnen die Stelle der eigenen Gedanken vertreten; daher eben sie auch in der eigenen Sprache sich stets nur abgenutzter Redensarten (Hackney’d phrases; phrases banales) bedienen, welche selbst sogar sie so ungeschickt zusammenstellen, daß man merkt, wie unvollkommen sie sich des Sinnes derselben bewußt sind und wie wenig ihr ganzes Denken über die Worte hinausgeht, so daß es nicht gar viel mehr, als Papageiengeplapper ist. Aus dem entgegengesetzten Grunde ist die Originalität der Wendungen und individuelle Angemessenheit jeden Ausdrucks, den Einer gebraucht, ein unfehlbares Symptom überwiegenden Geistes.

Aus diesem Allen nun also erhellet, daß bei der Erlernung jeder fremden Sprache sich neue Begriffe bilden, um neuen Zeichen Bedeutung zu geben; daß Begriffe auseinandertreten, die sonst nur gemeinschaftlich einen weiteren, also unbestimmteren ausmachten, weil eben nur Ein Wort für sie da war; daß Beziehungen, die man bis dahin nicht gekannt hatte, entdeckt werden, weil die fremde Sprache den Begriff durch einen ihr eigenthümlichen Tropus, oder Metapher, bezeichnet; daß demnach unendlich viele Nüancen, Aehnlichkeiten, Verschiedenheiten, Beziehungen der Dinge, mittelst der neu erlernten Sprache ins Bewußtseyn treten; daß man also eine vielseitige Ansicht von allen Dingen erhält. Hieraus nun folgt, daß man in jeder Sprache anders denkt, mithin unser Denken durch die Erlernung einer jeden eine neue Modifikation und Färbung erhält, und folglich der Polyglottismus, neben seinem vielen mittelbaren Nutzen, auch ein direktes Bildungsmittel des Geistes ist, indem er unsre Ansichten, durch hervortretende Vielseitigkeit und Nüancierung der Begriffe, berichtigt und vervollkommnet, wie auch die Gewandtheit des Denkens vermehrt, indem durch die Erlernung vieler Sprachen sich immer mehr der Begriff vom Worte ablöst. Ungleich mehr leisten Dies die alten, als die neuen Sprachen, vermöge ihrer großen Verschiedenheit von der unsrigen, die nicht zuläßt, daß daß wir Wort durch Wort wiedergeben, sondern verlangt, daß wir unsern ganzen Gedanken umschmelzen und ihn in eine andere Form gießen. Oder (mir ein chemisches Gleichniß zu erlauben), während das Übersetzen aus einer neuen Sprache in die andere höchstens erfordert, daß die zu übersetzende Periode in ihre nächsten Bestandtheile zersetzt und aus diesen rekomponirt werde, erfordert das Uebersetzen in’s Lateinische sehr oft eine Zersetzung in ihre fernsten und letzten Bestandteile, (den reinen Gedankeninhalt), aus welchen sie sodann in ganz andern Formen regenerirt wird; so daß z.B. was dort durch Substantiva hier durch Verba ausgedrückt wird, oder umgekehrt, u.dgl.m. Der selbe Proceß findet Statt beim Uebersetzen aus den alten Sprachen in die neuen; woraus schon abzusehen ist, wie entfernt die Bekanntschaft mit den alten Autoren ist, welche mittelst solcher Übersetzungen sich machen läßt.

Den Vortheil des Sprachstudiums entbehren die Griechen; wodurch sie zwar viel Zeit ersparten, mit der sie dann aber auch weniger ökonomisch umgingen; wie das tägliche lange Herumschlendern auf der ἀγορά bezeugt, welches sogar an die Lazzaroni und das ganze italiänische Treiben in piazza erinnert.

Endlich ist aus dem Gesagten leicht abzusehn, daß die Nachbildung des Stiles der Alten, in ihren eigenen, an grammatischer Vollkommenheit die unsrigen weit übertreffenden Sprachen, das allerbeste Mittel ist, um sich zum gewandten und vollkommenen Ausdrucke seiner Gedanken in der Muttersprache vorzubereiten. Um ein großer Schriftsteller zu werden, ist es sogar unerläßlich; - eben, wie es für den angehenden Bildhauer und Maler nothwendig ist, sich durch Nachahmung der Muster des Alterthums heranzubilden, ehe er zu eigener Komposition schreitet. Durch das Lateinschreiben allein lernt man die Diktion als ein Kunstwerk behandeln, dessen Stoff die Sprache ist, welche daher mit größter Sorgfalt und Behutsamkeit behandelt werden muß. Demnach richtet sich jetzt eine geschärfte Aufmerksamkeit auf die Bedeutung und den Werth der Worte, ihrer Zusammenstellung und der grammatikalischen Formen; man lernt diese genau abwägen und so das kostbare Material handhaben, welches geeignet ist, dem Ausdruck und der Erhaltung werthvoller Gedanken zu dienen, man lernt Respekt haben vor der Sprache, in der man schreibt, so daß man nicht nach Willkür und Laune mit ihr umspringt, um sie umzumodeln. Ohne diese Vorschule artet die Schreiberei leicht in bloßes Gewäsche aus.

Der Mensch, welcher kein Latein versteht, gleicht Einem, der sich in einer schönen Gegend bei nebligem Wetter befindet: sein Horizont ist äußerst beschränkt: nur das Nächste sieht er deutlich, wenige Schritte darüber hinaus verliert er sich ins Unbestimmte. Der Horizont des Lateiners hingegen geht sehr weit, durch die neueren Jahrhunderte, das Mittelalter, das Althertum. – Griechisch, oder gar noch Sanskrit, erweitern freilich den Horizont noch um ein Beträchtliches. – Wer kein Latein versteht, gehört zum Volke, auch wenn er ein großer Virtuose auf der Elektrisiermaschine wäre und das Radikal der Flußspathsäure im Tiegel hätte.

An euern Schriftstellern, die kein Latein verstehen, werdet ihr bald nichts Anderes, als schwadronirende Barbiergesellen haben. Sie sind schon auf gutem Wege mit ihren Gallicismen und leicht seyn wollenden Wendungen. Zur Gemeinheit, edele Germanen, habt ihr euch gewendet, und Gemeinheit werdet ihr finden. – Ein rechtes Aushängeschild der Faulheit und eine Pflanzschule der Unwissenheit sind die heut zu Tage sich an das Licht wagenden Editionen griechischer, ja sogar (horribile dictu) lateinischer Auktoren mit deutschen Noten! Welche Infamie! Wie soll doch der Schüler Latein lernen, wenn ihm immer in der Frau-Mutter-Sprache dazwischen geredet wird? Daher war in schola nil nisi latine eine gute alte Regel. Daß der Herr Professor nicht mit Leichtigkeit Latein schreiben kann, und der Schüler es nicht mit Leichtigkeit lesen kann, das ist der Humor der Sache; stellt euch wie ihr wollt. Also Faulheit und deren Tochter Unwissenheit stecken dahinter, sonst nichts. Und es ist eine Schande! Der Eine hat nichts gelernt, und der Andere will nichts lernen. Cigarrenrauchen und Kannegießern hat in unsern Tagen die Gelehrsamkeit vertrieben; wie Bilderbücher für große Kinder die Litteraturzeitungen ersetzt haben. –

Auf Gymnasien sollte keine altdeutsche Litteratur, Nibelungen und sonstige Poeten des Mittelalters gelehrt werden: diese Dinge sind zwar höchst merkwürdig, auch lesenswerth, tragen aber nicht zur Bildung des Geschmacks bei und rauben die Zeit, welche der alten, wirklich klassischen Litteratur angehört.

Wenn ihr, edle Germanen und deutsche Patrioten, an die Stelle der griechischen und römischen Klassiker altdeutsche Reimereien setzt; so werdet ihr nichts Anderes, als Bärenhäuter erziehn. Nun aber gar diese Nibelungen mit der Ilias zu vergleichen ist eine rechte Blasphemie, mit welcher die Ohren der Jugend, vor Allem, verschont bleiben sollen. -

 

 

Compluribus linguis discendis mens hominis erudîtur non sôlum indirectê, sed etiam directê et profundê. Itaque Carolus V. dixit: „Quot linguas quis callet, tot homines valet." – Haec res ipsa posita est ex his quae sequuntur.

 

 

 

Non ad omne verbum alicuius linguae reddendum in omni aliâ linguâ invenîtur verbum, quod valet idem ipsum ac illud. Ergo non omnes notiones, quae verbis unîus linguae significantur, eaedem ipsae sunt ac illae, quae exprimuntur verbis alîus; licet plerumque inter se ferê congruant, interdum perquam bene, velut eae, quae significantur verbis σύλληψις et conceptio, Schneider et tailleur; tamen saepe tales notiones quadam tantum similitudine sunt et affinitate, sed aliquo modo inter se discrepant. Ut explicem, quid sentiam, primum afferam exempla, quae sequuntur:

 

ἀπαίδευτος, rudis, roh.

ὁρμή, impetus, Andrang.

μηχανή, Mittel, medium.

seccatore, Quälgeist, importuner.

ingénieux, sinnreich, clever.

Geist, esprit, wit.

Witzig, facetus, plaisant.

Malice, Bosheit, wickedness.

quibus addi poterunt innumera alia, certê etiam aptiora. In disciplinâ logicâ cum notiones soleant ad oculos demonstrari circulîs, haec paenidentitas exprimi possit circulis inter se ferê obtegentibus, sed haud prorsus concentricîs.

 

 

(lineamentum: circuli ferê concentrici)

 

 

 

 

Interdum in aliquâ linguâ deest verbum, quo significetur notio aliqua, cum tale inveniatur in plerîsque, immo in omnibus ceterîs: exemplum huiusmodi summae infamiae in linguâ Francogallicâ praebetur absentiâ verbi, quod valeat stare. Ad nonnullas notiones reddendas in unâ tantum linguâ invenîtur verbum, quod inde transit in alias: velut latinum illud „affectus", Francogallicum „naif, naive", Anglicum „comfortable, disappointment, gentleman" et multa alia. Interdum etiam lingua aliena notionem exprimit tenui discrimine addito, quod nos nunc cogitamus illi additum, sed nostra propria eidem notioni non det; si ita est, omnis homo, qui studet cogitationes suas subtiliter exprimere, utêtur verbo alieno, non curans latrâtum purgatorum linguae acerbiôrum. Semper si in qua linguâ certo verbo non ipsa eadem notio significatur ac in alterâ, in lexico illud verbum redditur compluribus expressionibus inter se affinibus, quae omnes vim illius verbi contingunt, at non concentricê, sed, ut est in figurâ supra positâ, variis in locis iuxta illam positis; quo fit, ut limites signentur, inter quos notio sita est: e.g. illud Latinum verbum honestum exprimatur circuitionibus, q.s. wohlanständig, ehrenwerth, ehrenvoll, ansehnlich, tugendhaft e.q.s., etiam Graecum illud σώφρων ratione analogâ¹ Graecum illud σωφρωσύνη nullξus linguae alîus verbo aptê redditur.) Inde sequitur omnes versiones necessario esse defectîvas. Ferê numquam aliqua periodus genuîna, significanter dicta, maioris momenti ex unâ linguâ in alteram ita convertitur, ut habeat exactê et perfectê eundem effectum. – Ipsâ in prorsâ oratione sermo optimus in aliam linguam conversus textui originali maximê tam similis erit quam operi musico similis est eiusdem transpositio in aliud tonorum genus. Homines musicae periti sciunt, quid hoc valeat. –

 

 

 

Ideo omnis versio manet mortua, coacta, dura, innaturalis: aut eadem fit lîbera, i.e. acquiescit quadam similitudine, ergo est falsa. Bibliotheca versionum similis est pinacothecae imitamentôrum. Immo versiones in locum operum antiquitatis simili modo supponuntur ac in locum verae cafeae supponitur cichorium. –

 

Carmina non possunt converti in aliam linguam, sed in eadem novo tantum modo pangere, quod semper est dubium.

Inde consequitur in linguâ discendâ difficultatem praecipuê in eo esse, ut omnis notio, cui aliquod verbum huius linguae respondet, etiam cognoscatur, si propria lingua nullum habet verbum illi exactê respondens; quod saepe fit. Inde, si quis discit linguam alienam, necesse est, ut in mente suâ complures regiones notionum prorsus novas dimetêtur: eo oriuntur regiones notiônum, ubi nullae umquam fuêrunt. Ergo non sôlum discuntur verba, sed pariuntur notiônes. Hoc praecipuê fit in discendis linguis antiquis; quia antiquorum modus dicendi multo magis a nostro differt quam inter se differunt linguae modernae; hoc eo apparet, quod, si quid in linguam Latinam convertis, necesse est utâris locutionibus omnino aliis ac iis, quae insint textui originali. Immo plerumque necesse est cogitationem Latinê reddendam prorsus recoquas et transfundas; quo fit, ut eadem in partes suas ultimas dividatur et recomponatur. Ex eo ipso sequitur mentem maximê augeri antiquis linguis discendis. – Non antequam omnes notiones, quas lingua discenda significat singulis verbis, rectê comprehenderis et in omni verbo illîus notionem eîdem respondentem ipsissimam cogitaveris, neque primum verbum sermonis alieni in aliquod converteris patrii et deinde demum notionem cogitaveris eodem verbo significatam, quippe quae non semper exactê respondet notioni illi, et item tractentur totae locutiones; - tum demum comprehenderis spiritum linguae discendae ideoque magnum gradum fêceris ad nationem illâ loquentem cognoscendam: nam ut elocutio se habet ad spiritum singuli hominis, sic lingua ad nationis² (²Si quis reverâ complures linguas recentiores cognitas habet easque facile legere scit, inde se liberat a stupore nationali, qui alioquin omni homini adhaeret.) Perfectê autem cognitam aliquis habet linguam non antequam tam habilis est, ut non sôlum libros, sed etiam se ipsum convertat in illam; ut, sine detrimento individualitatis, ipsâ eâdem linguâ usus sciat cum aliis communicare, i.e. cum peregrinis tam bene colloquâtur quam cum conterraneis.

 

 

 

Homines tardi ingenii haud facile linguam alienam in usum suum convertant: qui verba quidem eiusdem discunt, sed iisdem numquam utuntur nisi sensu, quem habent verba sermonis sui patrii illis plus minusve respondentia et semper retinent phrases atque locutiones sermoni patrio proprias. Tales homines scîlicet non valeant sibi proprium facere alienae linguae spiritum, quia iidem non cogitant rationibus propriis, sed, maximam partem, e sermone patrio mutuis sumptis, cuius phrases et locutiones supponunt in locum cogitationum propriarum; itaque tales homines propriâ quoque in linguâ semper utuntur detritis tantum locutionibus (hackney’d phrases; phrases banales), quas ipsas tam ineptê componunt, ut animadvertatur, quam imperfectê sensum intellegant et quantulo iidem ista verba cogitando superent, ut sermo talium hominum vix praestet psittacorum garritui. E contra, si quis ûti solet locutionibus originalibus et expressionibus sibi propriîs atque aptê concinnatîs, eo ipso infallibiliter cognoscitur esse ingenio excellenti.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ex his omnibus apparet in omni linguâ alienâ discendâ formari novas notiones, ut novis signis vis attribuatur; notiones aliam ab aliâ discerni, quae alioquin in unam coniunctae effecerint aliam, minus definitam, quia unum tantum verbum exstiterit ad illas duas appellandas; inveniri relationes verborum usque id tempus ignotas, quia lingua aliena notionem nuncupat tropo sibi proprio vel metaphorâ; effectu linguae discendo acceptae innumeras discretiones, similitudines, differentias, rerumque relationes percipi atque cognosci; id est accipi omnium rerum conspectum multiplicem.

 

Inde sequitur homines aliâ linguâ loquentes aliter cogitare, ideoque nos eo, quod quamcumque linguam didicimus, novo modo atque colôre cogitare, itaque multarum linguarum peritiam ommissâ utilitate per alias res accipiendâ etiam utilem esse ad ipsam mentem erudiendam eo, quod non sôlum opiniones nostras notionum multiplicitate atque discretione corrigit et perficit, sed etiam auget cogitandi facilitatem eo, quod multis linguis discendis magis magisque notio a verbo absolvitur.

Hoc multo magis praestatur antiquis linguis quam recentioribus, quia illae a nostrâ tam vehementer discrepant, ut non concedant, ne verbum verbo reddamus, sed postulent, ut totam cogitationem nostram recoquâmus eandemque in aliam formam transfundâmus. Aut (liceat mihi ûti parabolâ chemicâ), cum unâ linguâ recentiore in alteram convertendâ summum id requîrâtur, ut periodus convertenda in partes suas proximas dividâtur exque iîsdem recomponatur, conversione in Latinum faciendâ persaepe id requiritur, ut fiat divisio in partes remotissimas ipsasque ultimas (i.e. in cogitationes ipsissimas), e quibus deinde periodus regenerêtur in formam prorsus aliam redacta; e.g. id quod ibi substantivis, hîc exprimitur verbis temporalibus, aut invicem, e.al.

 

Eadem res fit, si verba ex antiquis linguis convertuntur in recentiores; unde iam apparet, quam superficialiter auctores antiqui cognoscantur talibus versionibus adhibitis.

 

 

 

Commodo linguas discendi carent Graeci; quo iidem magnum compendium temporis fecêrunt, sed eodem parum parcê utebantur; cuius rei testimonio est quod Graeci cottidie ambulabant ἐν τῇ γορᾷ, quo memores fiamus ipsorum Italiae grassatorum hominumque levissi- morum ibîdem plateas frequentantium.

 

Denique e supra dictis facile est intellectu eum, qui elocutionem antiquorum imitêtur linguas eorundem scribens perfectitudine grammaticâ nostram longê superantes, optimê id assequi, ut se praeparet ad cogitationes suas sermone patrio aptê atque perfectê exprimendas.

Nemo magnus auctor fiet, nisi studuerit antiquorum elocutioni imitandae; - ita, ut nemo fiet verus sculptor aut pictor, nisi eruditus erit exemplis antiquis imitandis, antequam suscipiet opera propria componenda.

Sôlo Latinê scribendo homo discit dictionem habere pro opere artificioso, cuius materia cum sit lingua, oportet ab eodem tractetur summâ cum diligentiâ et cautione. Itaque idem nunc maximê attendat ad verborum vim atque significationem, compositio nem formasque grammaticas; discit easdem exactê perpendere ideoque materiâ ûti carâ, quae apta est ad cogitata pretiosa exprimenda et servanda, discit verêri linguam, qua scribit, ne eandem ad libitum tractet mutandam. Nisi homo hac ratione praeparâtur, periculum est, ne tota eius scriptio degenerêtur in meras nugas.

 

 

 

 

Is autem homo, qui Latinê nesciat, similis est alicui, qui in regione amoenâ versêtur caelo nebuloso: îdem enim captu est angustissimo: proxima tantum clarê conspicit, paucis gradibus si remotus est, oculi eius conspectum ferunt dubium. E contra captus hominis Latinê docti est perquam longinquus, qui pertinet per saecula recentiora, per aevum medium, usque ad antiquitatem. – Graecâ, immo Sanscritâ linguâ addiscendâ captus hominis scîlicet etiam multo magis augeatur. – Qui nescit Latinê, de plebe est, licet sit machinae electrificae peritissimus aut in caccabulo suo habeat partem acidi hydrofluorici radicalem.

 

Scriptores autem vestri, qui Latinê nesciant, mox vobis nihil erunt nisi tonsorum socii blaterantes. Qui Gallorum voculis usi quam levissimê dicentes sanê iam bene progressi sunt. Ad vulgaritatem, Germani ingenui, vos convertistis, et vulgaritatem inveniêtis. –

Verae autem illecebrae Pigritiae et seminaria Ignorantiae sunt editiones hodiernae Graecorum, immo (horribile dictu!) Latinorum auctorum, quae impudenter instructae sunt notîs Theodiscîs! Quantam infamiam! Quonam modo discipulus discat Latinê, si editor eîdem semper interloquitur sermone Dominae Matris? Itaque bona fuit illa norma antiqua, qua dicebatur IN SCHOLA NIL NISI LATINE. Dominum Professorem parum peritum esse Latinê scribendi discipulumque parum peritum esse Latinê legendi, hinc illae lacrimae; dicatis quidquid vultis. Ergo subsunt Pigritia eiusque filia Ignorantia et nihil aliud. Quod est infame! Unus nihil didicit et alter nihil discere vult. Nostris temporibus doctrina fugata est a nebulonibus sigara fumantibus atque de re publicâ blaterantibus, sicut libelli picturis ornati ad usum puerorum adultorum suppositi sunt in locum ephemeridum litteraturae. -

 

In gymnasiis ne doceantur litterae palaeotheodiscae et carmen Nibelungo-rum aliaque poemata medii aevi: hae res licet sint dignissimae memoratu, etiam lectu, tamen non conferunt ad elegantiam excolendam et rapiunt nobis tempus in litteraturâ verê classicâ consumendum.

 

Si vos, Germani ingenui amatoresque patriae Theodiscae, in locum classico-rum Graecorum Romanorumque supposueritis versiculos palaeotheodis-cos, nihil assequemini, nisi ut ex pueris fiant nebulones. Iam vero istos Nibelungos comparare Iliadi, istud est blasphemare, quod ne fiat coram audientibus, praesertim iunioribus. -

 

 

 

   

 

 

 

 

 

 

VERBA ARTHURI SCHOPENHAUERI

EXCERPSIT ET LATINE REDDIDIT

Nicolaus Groß

LEO LATINUS

http://www.leolatinus.com/

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

GUSTAVUS SCHWAB - MYTHI GRAECORUM (VIII): PENTHEUS in Latinum convertit Nicolaus Groß.

Pentheus (Πενθεύς)

Thebîs mirabiliter natus est Bacchus vel Dionysus, filius Iovis et Semelae, nepos Cadmi, deus fecunditatis, inventor vitis. In Indiâ educatus mox nymphas relîquit, cultrîces suas, et iter fecit per terras, ut ubique erudiret homines, cultum vini cor laetificantis doceret, venerationem deitatis suae conderet. Cum erga amicos suos esset clemens, durê puniebat eos, qui nollent probare cultum sui. Iam in claritudinem pervênerat per urbes Graeciae necnon usque ad Thebarum urbem sui natalem. Ibi autem regnabat Pentheus, cui tradiderat regnum Cadmus, filius Echiônis terrigeni atque Agávês, matérterae Bacchi. Pentheus erat contemptor deorum necnon plerumque Dionysi sibi cognati. Deus autem cum appropinquaret comitibus bacchantibus atque iubilantibus, ut rêgi Thebarum se patefaceret deum esse, îdem non audivit monita Tiresiae vatis senis caeci et nuntio cum acciperet etiam Thebarum ex urbe viros et mulieres et virgines effluere ad novum deum colendum, irâ incensus coepit conviciari: „Quanto furore estis perturbati, Thebani draconigenae, ut vos, qui nullo umquam gladio, nullâ tubâ proelii territi sitis, nunc devincamini a pompâ effeminatâ ineptorum virorum mulierumque? Et vos, Phoenices, qui huc navigavistis trans maria remotissima, vosne prorsus oblîti estis, e qua gente heroicâ geniti sitis? Vosne vultis pati puerulum inermem Thebas expugnaturum esse, turturillam, qui sit capillis balsamo madentibus, quibus imposita est corona pampinea, pupillus, qui non est indutus chalybe, sed purpurâ et auro, qui nesciat equum agitare, cui displiceat defendere et pugnare? Vosne modo mox resipiscâtis, ego mox illum cogam, ut confiteatur se esse hominem, qualis sim ego, eius consobrinus, non Iovem esse patrem suum necnon totam istam dei venerationem magnificam esse mendacio fictam!" Tum ad ministros suos versus eosdem iussit ducem novi istîus furoris, ubicumque in illum inciderent, ut comprehensum et vinctum ad se afferrent.

Eius amici et cognati, qui regem circumdabant, territi sunt hôc mandatu audaci; Cadmus, rêgis avus, qui summâ senectute adhuc vivebat, capite concusso nepotis facta vituperavit; sed monitîs ira Penthei etiam magis est exaucta, quae furebat omnia impedimenta superans, quasi flumen rapidissimê spumans saepto redundaret.

Interim ministri revertêrunt capitibus sanguine oblĭtîs. Pentheus autem irâ incensus iisdem acclamavit: „Ubinam habetis Bacchum?" – „Bacchum" respondêrunt „nusquam vîdimus. Sed eius loco habemus virum illîus comitem. Qui videtur ex brevi demum tempore apud illum esse." Captivum vultu acerrimo aspectans Pentheus clamavit: „Heus vir, qui morte dignus es maturrimâ, ut exemplo sis ceterîs! Dic, quid sit nomen tibi et parentibus et terrae tuae, et dic, quare novos mores colas?"

Ille autem respondit intrepidê: „Nomen meum est Acoetes, patria mea Maeŏnia, parentes mei sunt e plebeculâ nati. Nulla arva, nullus grex pecudum a patre hereditate mihi relicta sunt, qui nihil me docuit nisi artem, qua piscor harundine hamâtili; nam nihil habuit nisi hac arte acceptum. Mox etiam didici gubernare navem, sidera nosse dirigentia et ventos et portûs bene sitos et coepi rem nauticam facere. Aliquando Delum iter faciens ad lîtus pervêni ignotum, ubi appulimus. Umidae harenae insilui, ibidemque pernoctavi sodalibus adhuc absentibus. Postridie primâ luce surrexi et ascendi collem visum, qualis esset ventus. Interim etiam sodales mei ad lîtus appulerant, quos ad navem reversus convêni, modo iuvenem secum trahentes, quem rapuerant in lîtore deserto. Puer autem, qui erat pulchritudine virginali, videbatur vino sopîtus esse, titubans tamquam somniculosus, aegrê tantum illos secutus est. Cum faciem et staturam et motionem huius adulescentis accuratius aspicerem, îdem mihi apparuit non esse generis mortalis. Nautas allocutus: „Qualis deus" inquam „insit huic adulescenti, nondum rectê scio; at pro certo habeo ei inesse aliquem deum." – Perrexi autem loqui ad illum versus: „Quicumque es" inquam „nobis sis propitius foveasque opus nostrum! Ignosce etiam illis, qui te rapuêrunt!" – At alius vocavit: „Quid tibi in mentem venit, desine orare!" Etiam ceteri cupiditate rapiendi obcaecati de me ridentes puerum comprehendêrunt, ut in navem portarent. Frustra restiti; catervae omnium vir minimus natu, robustissimus, ex urbe Tyrrhenicâ propter homicidium profugus, me gutture correpto proiêcit. Mari submersus essem, nisi armamentis receptus inhaesissem. Puer autem interim in nave, in quam erat portatus, iacebat tamquam arto somno sopitus. Subito, quasi clamore esset experrectus et ex ebrietate reversus, prosiluit, nautas adiit et vocavit: „Quantus est strepitus? Loquimini, viri, quo fato huc vêni? Quo me vultis afferre? „Noli timêre" unus e falsis nautis dixit, puer, nomen afferas portûs, in quem tu exoptas, ut portêris; certê te afferêmus in locum, ubi poscas ut deponâris. „Bene" puer inquit „ergo navem dirigâtis in insulam Naxum, haec est patria mea!" Fraudatores ei hoc in nomine omnium deorum polliciti me iussêrunt vela erigere. A dextris sita erat Naxus. Cum autem vela tendebam dextrorsus, omnes mihi abnuentes admurmurant: „Quid facis, insâne? Quo furore vexaris? Vehere sinistrorsum!" Ego autem hoc miratus non intellexi. „Alius" inquam „navem gubernet!" et seorsim cessi. „Quasi vero salus nostri itineris a nemine dependeret nisi a te!" me inclamavit quidam rupex et mei loco rem curavit. Itaque ab insulâ Naxo aversi in contrariam directionem sunt velificati. At iuvenis ille divinus e puppi mare inspiciens tandem lacrimis simulatis: „Vae mihi, o nautae, hoc lîtus mihi non promisisitis, haec non est terra a me exoptata! Num oportet vos viros adultos me puerum hôc modo fallere?" At caterva impia illius et mei lacrimas illudens properê remigabat. At subito, quasi staret in aridis navalibus, navis medio in mari constitit immota. Remiges frustrê remigia mari impellunt, vela detrahunt, student avehi viribus duplicatis. Hedera incipit remigia circumrêpere, retro serpendo ascendit, uvulis tumidis iam vela perstringit; ipse Bacchus – nam is deus fuit ille puer – constat magnificus, fronte vitibus uvosis redimîtâ, vibrans thyrsum pampĭnîs circumsaeptum. Tigrides et lynces et panthêrae apparêbant deo circumdatae, navis perfusa est fragranti vini scaturigine. Nunc viri verecundê prosiluêrunt, timore ac furore correpti. Primi, qui voluit êdere clamorem, ôs et nasus incurvati sunt in formam rostri piscîni redacti, et antequam ceteri de hac mutatione horrêre potuerunt, simile factum est de iisdem ipsis; eorum corpora demissa sunt, squamis circumdata caerulea; columnae vertebrales factae sunt convexae; bracchia deminuta sunt ad formam pinnarum natatilium; pedês inter se concreti sunt in caudas. Omnes facti erant pisces, mari insiluerunt, sursum ac deorsum mergebantur. Ego e viginti viris solus relictus eram forma humana servata, sed cum exspectabam omni momento temporis etiam me mutari posse, tremebant membra mea omnia. At Bacchus cômiter me allocutus, cum sibi bene fecissem. „Noli timêre" inquit „naviga mecum Naxum". Ibidem appuli deus me ad altare suum initiavit ad ritum suum sollemnem celebrandum."

Tum rex Pentheus clamavit: „Iam nimis diu audimus te blaterantem. Agite ministri, comprehendite istum, vexate mille torturîs, mittite ad inferos!" Servi oboedientes nautam in vincula coniectum inclusêrunt in carcerem profundum. At liberatus est manu invisibili.

Nunc demum rex coepit bacchantes serio persequi. Agáve, ipsa mater Penthei, eiusque sorores, participes factae erant sacrorum dei strepentium. Itaque rex iussit eas arcessere omnesque Bacchas conicere in carcerem urbanum. At eae quoque vinculîs liberantur sine auxilio mortali; ostiis custodiae apertis furore bacchico affectae per silvas huc illuc vagantur. Minister deum ipsum vi armorum capere iussus perturbatus revertit, nam ille vinculis se praebuerat volens et subridens. Itaque îdem nunc stabat captus coram rêge, qui ipse non poterat, quin admiraretur illius iuvenilem pulchritudinem divinam. Tamen rex in errore persevêrans illum tractavit ut fraudatorem, qui falso sibi nomen indidisset nomen Bacchi.

Îdem iussit deum captum vinculîs gravare et condere in palatii parte extremâ et profundissimâ, prope praesepia equorum. At deo iubente muri terrae motu sunt diffracti, eius vincula evasêrunt. Bacchus integer magisque magnificus quam antea prodiit medios in veneratores sui.

Unus nuntius post alium, qui regem Pentheum adiret, referebat, quanta miracula animis inflammatis perficerent mulieres chori participes, quae a matre eius matrisque sororibus ducerentur. Illarum bacula si saxis allisa essent, esiluisse aquam aut vinum spumans; rivos ictu baculorum magico tactos fieri lacteos; e cavis arboribus destillare mel. Necnon unus e nuntiis „Crede mihi, o domine" inquit „si tu ipse affuisses et vidisses deum, quem nunc vituperas, preces faciens illi te subiecisses!"

His nuntiis acceptis Pentheus in dies indignatior omnes pugnatores gravis armaturae, omnes equites, omnes leviter scutatos evocavit ad exercitum furentium feminarum impugnandum. Tum Bacchus ipse iterum apparuit delegatusque sui ipsîus ad regem prodiit. Deus promisit se Bacchas rêgi adducturum esse armorum expertês, si quidem rex ipse induisset vestimenta muliebria, ne, vir cum esset et non initiatus, ab illis dilacerarêtur. Pentheo parum placuit hoc propositum, cum deo diffideret ratione perquam naturali; tamen tandem deum secutus est dilaniandus. Sed cum ad urbem exiret, iam erat obsessus furore, qui ei missus erat a deo potente. Pentheo enim visus est se conspicere duos sôles, Thebas duplices utramque Thebarum portam duplicatam. Bacchus ipse Pentheo visus est taurus, qui cornibus magnis instructus sibi praeiret. Pentheus ipse autem nolens correptus est furore bacchico, poposcit et accepit thyrsum, se proripuit furiosus. Ita pervenêrunt in vallem profundam, fontium uberrimam, pinibus umbrosam, ubi bacchae aliae deo suo hymnos cantabant, aliae thyrsos investiebant hederâ recenti. Ibîdem Pentheus aut a Baccho duce obcaecatus aut ita directus erat, ut non animadverteret congregatas mulieres furiosas. Deus nunc manu suâ mirabiliter sursum protensâ verticem abietis apprehensum deflexit, ut ramus salicis solet flecti, eîdem imposuit Pentheum mente captum et arborem lentê atque cautê remisit in statum priorem. Rex autem mirum in modum restabat firmê sedens et subito apparuit vertici abietis impositus super bacchis in valle versantibus, illas non conspiciens. Deinde Dionysus magnâ voce clamavit: „Heus ancillae, en aspicite istum, qui sacra nostra sollemnia illudit; istum punîte!" Aethêr silebat, in silvâ nullum folium est motum, ferarum clamor nullus est audîtus. Bacchae surrexêrunt, earum oculi fulgebant fulgore insano; ita auscultavêrunt vocem, quae iterum resonuit. Magistro verbis cognito Maenades proiectae sunt columbis celeriores; furore ferissimo a deo misso instigatae sunt, ut percurrerent medios per rivos silvae tumidos. Tandem domino et persecutori suo tam propinqui fuêrunt, ut eum vidêrent in vertice abietis sedentem. Celeriter silices, rami abietis abrepti, thyrsi sursum proiecti sunt in virum miserrimum, sed non attigêrunt altitudinem, qua ille pendêbat tremulus. Tandem Bacchae duris ramis querneis humum circa abietem sitam suffodêrunt, usque dum radix denudarêtur, ut Pentheus magno cum eiulatu abieti corruenti insidens humum decideret. Agávê autem, eius mater, a deo obcaecata, ne filium recognosceret, primum signum dedit ad caedem faciendam.

Ipse rex timore affectus prorsus resipuerat. Qui Agáven amplexus: „Mater" vociferatus „nônne recognoscis Pentheum filium tuum, quem peperisti in domo Echíŏnis? Te misereat mei, ne tu ipsa sis, quae peccata mea puniat in filio proprio!" At Maenas furibunda, ore spumante, oculis latê apertis, cum non cognosceret Pentheum filium suum, sed îdem matri videretur esse leo montanus, Agávê eius umero apprehenso bracchium dextrum e corpore evulsit; sorores obmutilavêrunt sinistrum; tota caterva in Pentheum irruit, omnis Maenas viri discissi membrum quodlibet arripuit; Agávê ipsa digitis cruentîs caput abscissum circumplexa tamquam caput leonînum thyrso affixum ferebat per silvas Cithaerônis.

Ita deus Bacchus ultus est cultûs sui divini contemptorem.

Pentheus ab Agáve et Inône discinditur. Vas cosmeticum in Atticâ inventum rubris figuris ornatum, quod fictum est in spatio temporis, quod est inter annos 450-425 a.Chr.n.

MYTHUM PENTHEI

A GUSTAVO SCHWAB

NARRATUM

LATINE REDDIDIT

Nicolaus Groß

LEO LATINUS

http://www.leolatinus.com/

 

 

ARS CRITICA

‚Horret pagina obelis’ - De Aetnâ carmine aenigmatico (VIII)

Carmen de Aetnâ Siciliae monte ignivomo scriptum philologis semper videbatur esse omnium operum antiquitatis Romanae pessimê traditum et longê obscurissimum. Hoc scriptum Appendicis Vergilianae scatet locis, de quibus vindicandis aut emendandis multi iam coryphaei philologiae classicae planê desperaverunt. Scilicet quaestiones auctoris et structurae et elocutionis et aetiologiae latebrosissimas, quae spectent ad hoc carmen, rite solvi non posse nisi textu sat bene restituto. Nec dubium est, quin operae pretium sit Aetnam arte criticâ illustrare. Nam idem carmen aenigmaticum est testimonium singulare antiquae vulcanologiae...

 

ECCE AETNA SICILIAE MONS IGNIVOMUS

 

 

 

PARS VIII: Nullos ventos decurrere in cratêrem (v.329-357).

Philologi hanc partem carminis Aetnae tractantes summis difficultatibus vexati sunt: Goodyear quinque locis posuit obelos, duobus lacunas esse indicat. De versibus 343-57 hic Housmani gloriosi assectator desperatus in apparatu adnotat haec: „locus multifariam depravatus et sine meliorum codicum auxilio insanabilis." Verumne? Num reverâ necesse est nos desperare hunc locum Aetnêum tractantes? Videamus quid sentiat LEO LATINUS. Primum legamus textum traditum: Omnes locos tractandos obelis circumcludamus:

quod si forte putas +isdem+ decurrere uentos

faucibus atque isdem pulsos remeare notandas 330

res oculis locus ipse dabit cogetque negare

quamvis caeruleo siccus Ioue fulgeat aether

purpureoque rubens surgat iubar aureus ostro

illinc obscura semper caligine nubes 334

pigraque +defuso+ circum stupet +humida+ uultu 335

prospectat sublimis opus uastosque recessus 336

non illam +uidet+ Aetna nec ullo intercipit aestu 337

obsequitur quacumque iubet leuis aura reditque

placantes etiam caelestia numina ture

summo cerne iugo uel qua liberrimus Aetna 340

introspectus hiat tantarum semina rerum

si nihil irritet flammas stupeatque profundum

hinc igitur +credis+ torrens ut spiritus ille

qui rupes terramque +notat+, qui fulminat ignes

cum rexit uires et praeceps flexit habenas 345

praesertim ipsa suo declinia pondere numquam

corpora deripiat ualidoque absorbeat +arcu+

+quod+ si fallor +abest+ species tantusque ruinis

impetus adtentos oculorum transfugit ictus

+nec leuitas tantos igitur+ ferit aura +mouetque+ 350

sparsa liquore manus sacros ubi uentilat ignis,

uerberat aura tamen pulsataque corpora nostris

incursant: adeo +in tenui uim +causa+ repellit.

non cinerem stipulamue leuem, non arida sorbet

gramina, non tenuis +plantis humus excita predas+. 355

surgit adoratis sublimis fumus ab aris:

tanta quies illi est et pax innoxia rapti.

 

 

Obeli tollendi et loci explicandi

1). v.329 sq. +isdem+ - isdem

quod si forte putas +isdem+ decurrere uentos

faucibus atque isdem pulsos remeare...

Goodyear comm.163 sentit hanc locutionem traditam esse inhabilem et inusitatam („clumsy and unusual"), locum ipsum (v.331) accuratius esse indicandum (conferendum esse v.340 summo iugo): Itaque pro +isdem+ scribendum esse <summ>is[dem].

At nobis haec coniectura a verbo tradito valde discrepans non videtur esse necessaria: Auctor enim verbo repetito effert id, quo illa doctrina est insignis, quam est refutaturus: Sunt nonnulli Aetnae investigatores, qui sentiant spiritum per eundem locum in montem invasisse, ex quo erumpatur. Deinde auctor duobus phaenomenis a se ipso observatis enixe studet demonstrare hanc sententiam esse falsam. Itaque repetitione exprimit, quae quaestio sit gravissima: num spiritus, qui per cratera eiciatur e monte ignivomo, revera antea per eundem cratera in montem invaserit. Ergo non est mutandum verbum traditum.

2).v.334-337 Ordinem versuum esse mutandum

illinc obscura semper caligine nubes 334

pigraque +defuso+ circum stupet +humida+ uultu 335

prospectat sublimis opus uastosque recessus 336

non illam +uidet+ Aetna nec ullo intercipit +aestu+ 337

obsequitur quacumque iubet leuis aura reditque 338

Loci versuum 335 et 336 inter se permutandi sunt, quia alioquin in v.335 coniunctio „-que" non quadrat:

Illinc obscura semper caligine nubes 334

prospectat sublimis opus uastosque recessus 336

pigraque +defuso+ circum stupet +humida+ uultu 335

Non illam +uidet+ Aetna nec ullo intercipit aestu 337

obsequitur quacumque iubet leuis aura reditque. 338

3).v.335 +defuso+

Verba tradita, quae sunt „defusus vultus", non quadrant. Non est probabilis sententia Sudhausii, qui studet textum traditum servare (p.152): „Defuso vultu ist eine kühn malende Metapher statt demisso vultu, um das regenschwer herabhängende Gewölk zu charakterisieren." Nam nullum est testimonium, quo appareat talis usus participii, q.e. „defusus", metaphorici. Coniectura facillima est „diffuso". Apud Ovidium invenitur „diffundere vultum", i.e. animum relaxare; locutio contraria est „vultum contrahere". At in contextu nostro nubes dicitur prospectare „opus (sc. Aetnae igniarium) vastosque recessus". Quis potest animum relaxare, si prospectat in craterem montis ignivomi? Praeterea verbum stupendi non congruit cum vultu diffuso sive relaxato. Ergo coniectura „diffuso" non quadrat. Wernsdorf conicit „defixo"; haec coniectura bene quadrat ad stuporem nubis, qui efficitur cratere montis inspecto.

4).v.335 +humida+

Sed quid de verbo tradito, q.e. „humida"? Hoc quoque vix potest defendi: Quare in hoc contextu auctor dicat nubem esse umidam? Verisimilius est hoc quoque verbum spectare ad stuporem nubis: Circum quam rem stupet nubes vultu defixo? Verbum „+humida+" traditum videtur spectare ad res cratere contentas, quibus efficiuntur stupor nubis et vultus defixus: ad ingentem massam igneam ferventissimam. Itaque propter similitudinem formae traditae „horrenda" mihi videtur esse coniectura optima et necessaria.

5).v.337 +videt+

non illam +uidet+ Aetna nec ullo intercipit aestu 337

obsequitur quacumque iubet leuis aura reditque

Valde fallitur Goodyear, qui putet absurdum esse dicere Aetnam non videre: melius haec oppositio Aetnae et nubis explicatur a Sudhaus: Mons ignivomus hoc loco consideratur quasi sit animal, ‚non videre’ hic est i.q. ‚non respicere, non curare’, cfr OV.ars 3,452 Has Venus...lenta vides. Aetna et nubes una alteri opponuntur his verbis: videre – circumstupere, nubes prospectans – non illam videt Aetna.

6).v.343 +credis+

hinc igitur +credis+ torrens ut spiritus ille

qui rupes terramque +notat+, qui fulminat ignes

cum rexit uires et praeceps flexit habenas 345

praesertim ipsa suo declinia pondere numquam

corpora deripiat ualidoque absorbeat +arcu+

Verbum credendi non coniungitur cum coniunctione „ut". Pro „+credis+" scribamus „cernis": verbum enim cernendi coniungitur cum coniunctione „ut": v.343 VERG. cernis ut insultent Rutuli? In textu Aetneo inter se referenda sunt verba haec: „cernis...ut...deripiat...absorbeat. Ceterum idem verbum temporale brevi antea iam invenitur: v.340: Summo cerne iugo...

7).v.344 +notat+

qui rupes terramque +notat+, qui fulminat ignes

Forma tradita est absurda. Optime convenit coniectura Jacobi: rotat.

8).v.347 +arcu+

Forma tradita, quae est „+arcu+", nullo modo est explicabilis neque confirmatur loco comparabili. Sed coniectura „actu" confirmatur simili loco Vergiliano: v.347 VERG. fertur magno mons improbus actu.

9).v.350 +quod+

+quod+ si fallor +adest+ species tantusque +ruinis+

impetus adtentos oculorum transfugit ictus

+nec leuitas tantos igitur+ ferit aura +mouetque+ 350

Forma tradita „+quod+" non videtur esse consentanea. Placet Schwartzii coniectura: „quor" (forma vetustior, quae valet „cur"). Qualis forma prisca invenitur apud Plautum (Amph.409, asin.591, e.al.). Quo incohatur interrogatio rhetorica, quae finitur verbo „movetque": Si poeta Aetneus fallitur (id est, si revera spiritus decurrit in craterem Aetnae) – cur +abest+ ... transfugit....ferit ...movetque?

10). v.348 +abest+

Textus traditus corrigendus est secundum coniecturam Schraderi: non „abest", sed „adest" scribendum est!

11). v.348 +ruinis+

In hoc loco tractando Leo sequitur Ellisium, qui conicit: ruinae.

12). v.350 +nec leuitas tantos igitur+

+nec leuitas tantos igitur+ ferit aura +mouetque+ 350

 

v.350 nec leuis...aura = ne leuis quidem aura (nec = ne...quidem: cfr Menge §502, Anm.; id., §512, Anm.4)

Leo conicit haec:

nec leuis attactos <d>igitos ferit aura

13). v.350 +movetque+

Auctor Aetneus hoc loco potius videtur per enallagen loqui de digitis hominum (i.e. de hominibus) monendis quam movendis: Si revera spiritus hauriretur per craterem in Aetnam, nonne homines de hac actione ingenti monerentur vento attacti?

14). v.353 +in tenui uim +causa+ repellit.

uerberat aura tamen pulsataque corpora nostris

incursant: adeo +in tenui uim +causa+ repellit.

v.353: in tenui clausa sc. aura (= aer, spiritus) vim repellit. CIC. vim vi repellere.

15).v.355 +plantis humus excita predas+.

gramina, non tenuis +plantis humus excita predas+. 355

De hoc versu emendando usque nunc omnes philologi plane desperaverunt.

Optimam autem coniecturam (quamvis non sufficientem) praebuit Ellis; qui scribit:

gramina, non tenuis placidissimus excit apludas

Idem philologus Anglus ingeniose cognovit formam traditam „predas" exortam esse e verbo „apludas" (apluda,-ae f. est i.q. palea, NAEV.com.117. PLIN.nat.18,99. PAUL.Fest.10,14).

Ex alterâ parte coniectura Ellisiana, quae est „placidissima", nimium differt a textu tradito.

Itaque Leo Latinus proponit coniecturam omnino novam, quam quadrare sibi est persuasissimum:

v.355 gramina, non tenuis plantis mons excit apludas.

 

Subiectum est „mons" (i.e. Aetna"); qui mons dicitur (nisi erumpatur) quietior esse, quam ut plantis (D.pl.) exciat (i.e. expellat) tenuis (i.e. tenues, Acc.pl.f.) apludas.

Cara lectrix, care lector, inspice numerosas editiones Aetnae criticas: Usque nunc nullus philologus carmen Aetnam tractans proposuit huius loci emendationem tam facilem tamque congruentem. Heureka!

 

Restat, ut pauca adnotem ad duos versus explicandos: v.352: ‚corpora’ sunt atomi Lucretianae!

v.357: illi sc. monti Aetnae! pax innoxia rapti: rapti = G.sg.n. Mons Aetna nihil rapuit ex circumiectis, i.e. nullum spiritum extrinsecus per cratera attraxit.

 

Denique, cara lectrix, care lector, legite textum Aetneum hôc in tertio Nuntio Leonino restitutum:

Quod si forte putas îsdem decurrere uentos

faucibus atque îsdem pulsos remeare, notandas 330

res oculis locus ipse dabit cogetque negare.

Quamvis caeruleo siccus Ioue fulgeat aether

purpureoque rubens surgat iubar aureus ostro,

illinc obscurâ semper caligine nubes 334

prospectat sublimis opus uastôsque recessûs 336

pigraque defixo circum stupet horrida uultu, 335

Non illam uidet Aetna nec ullo intercipit aestu: 337

obsequitur quacumque iubet leuis aura reditque. 338

Plâcantes etiam caelestia numina ture

summo cerne iugo, uel qua liberrimus Aetna 340

introspectus hiat tantarum <in> semina rerum,

si nihil irritet flammas stupeatque profundum.

Hinc igitur cernis torrens ut spiritus ille,

qui rupes terramque rotat, qui fulminat ignes,

cum rexit uires et praeceps flexit habenas, 345

praesertim ipsa suo declinia pondere numquam

corpora deripiat ualidoque absorbeat actu.

Quôr - si fallor - abest species tantusque ruinae

impetus adtentos oculorum transfugit ictûs

nec leuis attactos <d>igitos ferit aura monetque? 350

Sparsa liquore manus sacros ubi uentilat ignîs,

uerberat aura tamen pulsataque corpora nostris

incursant: adeo in tenui uim clausa repellit.

Non cinerem stipulamue leuem, non arida sorbet

gramina, non tenuîs plantis mons excit apludas. 355

Surgit adoratis sublimis fumus ab aris:

tanta quies illi est et pax innoxia rapti.

 

Sufficiat in praesenti haec enucleatio problematum Aetneorum sat laboriosa. Si placuit, lege sequentem quoque partem huius seriei Aetneae.

 

 

(NONA PARS SEQUETUR)

 

 

 

AETNAM RECENSUIT

Nicolaus Groß

LEO LATINUS

http://www.leolatinus.com/

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

FABELLAE GRIMMIANAE LATINE REDDITAE

 

 

 

   


FABELLAE GRIMMIANAE I

Fabulae pueriles et domesticae a Iacobo & Vilelmo Grimm collectae, quas e theodisco sermone in Latinum convertit Nicolaus Groß.

Fabellae Fratrum Grimmianorum, thesaurus litteraturae mundanae numquam interiturus, aptissimae sunt ad omnes discipulos adiuvandos, qui tirocinio grammaticae vocabulorumque elementario finito praeter canonem classicorum obligatorium quaerant textûs, qui sint delectabiles simplicesque.  Hae versiones fabellarum facillimae sunt intellectu, praesertim cum argumenta lectoribus saepe iam sint bene nota.


Versio facta est secundum editionem Röllekii scientificam. Interpres in animum induxit omnes fabellas eâdem editione contentas in Latinum convertere. 


Argumenta disci primi:

Dedicatio ad Elisabetham de Arnim (Widmung an Elisabeth von Arnim) Praefationes editionum a.1819 et 1837 (Vorreden zu den Ausgaben von 1819 und 1837)

De Rano Rege aut Henrico Ferrato (Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich) - De catto et mure inter se consociatis (Katze und Maus in Gesellschaft) - Puella Mariana (Marienkind) - De quodam homine ad formidinem discendam profecto (Märchen von einem, der auszog das Fürchten zu lernen) - De lupo et septem capellis - (Der Wolf und die sieben jungen Geißlein).

CD 28 paginae, datotheca pdf ISBN 978-3-938905-11-1
num.mandatelae: 01204 pretium € 14,90
Exemplum legibile (pdf 28 KB)

FABELLAE GRIMMIANAE II

Alter discus noster Grimmianus continet 15 fabellas Fratrum Grimmiorum, inter quos sunt nonnullae optimê nôtae:

De Iohanne fideli, De bonâ mercaturâ, De miro fidicine, De duodecim fratribus, De convivis mendiculis, De fraterculo et sororculâ, De tribus pumilionibus silvestribus, De tribus netricibus, De Iohannulo et Margaritulâ, De tribus foliis serpentinis, De serpente albâ, De culmo carbone fabâ, De piscatore eiusque uxore, De vestificulo fortissimo.

Scilicet nequaquam necessarium sit commendare has fabellas, quae iam pridem thesauro litteraturae mundanae addictae nunc êduntur tunicâ ornatae. Itaque hôc loco nihil restat nisi commemoramus bellulam adhortationem Apulei Asino aureo praefantis: "Lector intende: laetaberis"


CD 58 paginae, datotheca pdf ISBN 978-3-938905-29-6

num.mandatelae: 00307 pretium € 22,90 Exemplum legibile (pdf 30 KB)

 

 

 

Nicolaus Groß

LEO LATINUS

http://www.leolatinus.com/